WAZ: Trügerische Idylle in Elmau – Kommentar von Miguel Sanches zum G7-Gipfel

Das G7-Treffen in Elmau sollte aus dem
Tourismus-Etat bezahlt werden. Die Bilder zum Auftakt sind beste
Werbung für Bayern. Die Welt hingegen wartet noch auf den politischen
Mehrwert.

Das Bild, das Europa abgibt, ist wenig schmeichelhaft. Am Tisch
sitzt mit dem Briten David Cameron ein Mann, der die EU in eine
Zerreißprobe führen könnte. Russland destabilisiert derweil weiter
die Ukraine. Der Konflikt überfordert die EU als Ordnungsfaktor. Und
schließlich ist da noch die Griechenland-Krise. Sie ist zwar
ökonomisch überschaubar, aber psychologisch beunruhigend, weil sie zu
Turbulenzen auf den Märkten führen kann. Die EU wirkt ratlos. Was
müssen Japaner, Kanadier und Amerikaner denken?

Vor diesem Hintergrund versteht, man besser denn je, warum die
Kanzlerin sich Ziele gesetzt hat wie den Kampf gegen
Antibiotika-Resistenzen, das Plädoyer für Sozialstandards und die
Rechte der Frauen. Hier wiederholt sich im Weltmaßstab die Politik
der kleinen Schritte, weil wir in den großen Konflikten nicht weiter
kommen.

Das ist kein Argument gegen, sondern für G7, für eine gemeinsame
Analyse und für eine besser abgestimmte Politik. Nichts ist in
Ordnung. Es sieht nur manchmal so aus in der Idylle von Elmau.

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