Es ist eine Premiere, auf die Heinrich Hiesinger
wohl gerne verzichtet hätte: Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt
als Konzernchef im Januar 2011 muss er die Gewinnprognose von
Thyssen-Krupp nach unten korrigieren. Da sich Hiesinger als Manager
präsentiert, der gerne hält, was er verspricht, dürfte ihm der
Schritt nicht gerade leicht gefallen sein. Doch die Stahlkrise macht
Thyssen-Krupp schwer zu schaffen. Die Probleme in der
Traditionssparte gefährden auch den Erholungskurs des Unternehmens
insgesamt. Der Abwärtstrend der Stahlbranche trifft Thyssen-Krupp
ausgerechnet in einer Phase, in der es eigentlich aufwärts ging. Das
ist bitter.
Thyssen-Krupp ist Deutschlands größter Stahlkocher. Das Ziel von
Hiesinger ist aber, die Abhängigkeit des Konzerns vom Stahl weiter zu
reduzieren. Seine Strategie, dass Geschäfte mit Aufzügen, Anlagenbau
oder Autoteilen Schwankungen im Werkstoffgeschäft ausgleichen sollen,
ist grundsätzlich schlüssig. Doch an der Börse wird Thyssen-Krupp
nach wie vor von vielen Investoren vor allem als Stahlkonzern
wahrgenommen – und längst nicht als breit aufgestellter Industrie-
und Technologiekonzern. Der Wandel des Unternehmens muss also
weitergehen. Klar ist jedenfalls: Der Druck, eine gute Lösung für die
Probleme im Stahlgeschäft zu finden, steigt mit jeder schwachen
Quartalsbilanz.
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