WAZ: Verspielte Glaubwürdigkeit. Kommentar von Gerd Heidecke

Vor drei Jahren stand die deutsche
Automobilindustrie im medialen Fegefeuer. Der an der europäischen
Spitze liegende Verbrauch ihrer Fahrzeugflotte wurde ursächlich für
die Klimakatastrophe verantwortbar gemacht. Ganz Politiker, versprach
Ex-Verkehrsminister Wissmann als Präsident des deutschen
Automobilverbands das blaue Wunder vom Himmel. Für die einst von der
Industrie selbst versprochene Verbrauchsminderung brauche man nur
eine klitzekleine Verlängerung der Übergangsfristen. Und als
Öko-Bonbon sollten die ersten Öko-Klimaanlagen in Audi, BMW,
Mercedes, Porsche und Volkswagen eingebaut werden.

Die Doppeltaktik ging auf. Die deutschen Autobauer werden die
halbwegs weichgespülten Verbrauchsziele erreichen, ohne die einst
drohenden Riesen-Strafen zahlen zu müssen. Der Fall ist erledigt, das
Öko-Bonbon ausgelutscht und wandert – außer für ein paar grüne
Vorzeigemodelle – in den Müll.

Richtig schaden wird es ihnen voraussichtlich nicht, da es den
Kunden nicht interessiert, was unter der Haube gluckert, leider. Für
die Glaubwürdigkeit der deutschen Schlüsselindustrie ist es eine
kleine Katastrophe.

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