WAZ: Von Wolke zu Wolke – Kommentar von Dietmar Seher

Erst Eyjafjallajökull 2010. Jetzt Grimsvötn. Islands
Vulkane halten Europas Passagiere am Boden. Die Berge spucken
Aschewolken, die Triebwerke zerlegen kann. Gegen die Natur ist der
Mensch hilflos. Ist er das? Oder ist er nur zu faul, mit den Launen
der Geologie richtig umzugehen? Nationalregierungen und EU hatten ein
Jahr Zeit festzustellen, in welcher Konzentration Asche tatsächlich
gefährlich ist. Sie konnten Grenzwerte festlegen und einheitliche
Flugverbots-Regeln verabreden. Zu wenig ist passiert. Willkürliche,
grob geschätzte Werte werden weiter genutzt. Eine doppelte Blamage.
Erstens: Weil jeder, der einer Gefahr begegnen will, eine Gefahr
genau kennen sollte. Zweitens: Weil Vulkane, die wenig Respekt vor
Grenzen haben, ihren Auswurf kontinentweit verteilen. Ist ein
Aschepartikel in Holland weniger gefährlich als über dem Nachbarland
NRW? Soviel Betriebsblindheit produziert Chaos. Anders als
Eyjafjallajökull, der zehn Millionen Menschen stoppte und 2,5
Milliarden Euro Schaden verursachte, pustet Grimsvötn ja manierlich.
Aber Island-Vulkan Katla bullert schon. Eine riesige ausbruchsreife
Blase wurde geortet. Kommt in die Startlöcher!

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