WAZ: Wahlkampf um 16.000 Schicksale – Kommentar von Frank Meßing zur Supermarkt-Fusion

Wenn Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub am Donnerstag
in Mülheim die Konzernbilanz für 2014 vorlegt, will er sich zum
laufenden Verfahren der Ministererlaubnis nicht äußern. Das hat er
vorbeugend schon einmal in die Einladung schreiben lassen. Die Tugend
des Schweigens beherrschen jedoch nicht alle, die mit der geplanten
Übernahme der Kaiser–s Tengelmann-Supermärkte durch Edeka befasst
sind. Um die Fusion ist ein regelrechter Wahlkampf entbrannt.

Die Bosse von Edeka und Rewe übertreffen sich mit vollmundigen
Versprechungen für den Fall, dass sie nach der Kette greifen können.
Markus Mosa von Edeka will sogar bis zu 2100 neue Arbeitsplätze
schaffen, sollte ihm Wirtschaftsminister Gabriel die Übernahme von
Kaiser–s Tengelmann gestatten. Verdi indes warnt, Edeka den Zuschlag
zu geben, weil es dort weder Tarifgehälter noch Mitbestimmung gebe.
Ob solche vollmundigen Äußerungen der Sache dienen, sei einmal
dahingestellt. An der Ministererlaubnis hängen nicht weniger als
16.000 Stellen und Schicksale. Da ist eine öffentliche Inszenierung
wenig hilfreich.

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