Hildegard Müller war die rechte Hand der Kanzlerin
und ist seit sieben Jahren Cheflobbyistin der Energiewirtschaft. Gute
Voraussetzungen für eine führende Rolle beim kriselnden RWE-Konzern,
der gerade versucht, sich neu zu erfinden?
Aber ja. In einer Branche, die längst mehr von Gesetzen denn vom
Markt gesteuert wird, rutschen Einfluss und Akzeptanz im Berliner
Regierungsviertel auf dem Anforderungsbogen für Manager weit nach
oben. Leider.
RWE hat zu spät auf die Energiewende reagiert und gehört deshalb
zu ihren Verlierern. Das soll sich nun ändern – mit der Aufspaltung
und mit Müller. Sie hat sich zuerst als Politikerin, dann als
Lobbyistin das Prädikat „durchsetzungsstark“ erarbeitet.
Spannend wird nun sein, auf welcher Seite sie RWE helfen soll: bei
der (freilich noch Jahrzehnte dauernden) Abwicklung der alten oder
dem Siegeszug der erneuerbaren Energien? Für Letztere gilt es,
Subventionen wie die Ökostromförderung zu verteidigen, für Erstere,
ebendiese zu bekämpfen.
Als Cheflobbyistin der Gesamtbranche hat Müller diesen Widerspruch
mit diplomatischem Geschick ausgehalten. Sie wird froh sein, sich bei
RWE nun auf eine Seite schlagen zu können.
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