WAZ: Was es heißt, dass Jobs geht. Kommentar von Ulrich Reitz

Man muss mit der Bezeichnung „Genie“ vorsichtig
umgehen. Aber wie soll man jemanden sonst nennen, der der Welt Dinge
beschert hat, von der diese Welt nicht einmal ahnte, dass sie sie
begehren würde? Der aus Kunden mindestens Fans machte, wenn nicht
Jünger? Den das New York Magazine als „iGod“ auf den Titel hob?

Weil ein Alter mit einem iPhone wieder jung wird. Kreativ, modern
und, pardon: cool. Weil ein Junger erst mit iPod dazugehört. Zu der
Gruppe, der die Zukunft gehört. Der Millionen Geräte verkauft und
doch jedem Einzelnen das Gefühl gibt, er sei mit einem dieser
i-Dinger etwas Besonderes. Früher stand dieses „i“ für Internet,
heute für: Ich.

Sicher hat Steve Jobs nicht alles allein gemacht. Aber
ohne ihn hätte es den Mac nicht gegeben und all die anderen Sachen,
die die Werbewirtschaft „Must haves“ nennt, ohne die es nicht geht.
Apple hat er diktatorisch geführt, ein Schweigegelübde von seinen
Mitarbeitern verlangt; organisiert, dass der eine nicht weiß, was der
andere tut und am Ende nur einer entscheidet: der Mann im schwarzen
Rolli mit der verwaschenen Jeans und dem ausgezehrten Gesicht.

Er hat damit eine Macht aufgebaut, die anrüchig ist. Wenn nun ohne
Jobs Apple ein normales Unternehmen wird, ist daran vieles gut. Wenn
dieses normale Unternehmen aber normale Sachen baut, ist es pleite.

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