Es kann einen nicht wirklich erstaunen, wenn sich
Bundesbank-Chef Weidmann mit Rücktrittsgedanken befasst. Die
Überlegungen des Chefs der Europäischen Zentralbank (EZB) Draghi, zur
Bekämpfung der Euro-Schuldenkrise unbegrenzt Anleihen der
Krisenstaaten aufzukaufen und mithin die Notenpresse anzuwerfen,
verstößt nicht nur gegen das Gesetz, das die EZB auf Preisstabilität
verpflichtet. Es verstößt gegen das Jahrzehnte alte Tabu der
Deutschen Bundesbank, eine politisch verursachte Überschuldung von
Staaten zu heilen. Eine unabhängige Notenbank darf sich nach
deutschem Verständnis nicht mit der Politik ins Bett legen. Das ist
keine Kleinigkeit, sondern ein Prinzip. Wo soll es enden, wenn die
Gelddruckmaschine willfähriger Gehilfe eines Schuldenstaates wird?
Heute ein wenig mehr Inflation zuzulassen, könnte morgen schon sechs
oder sieben Prozent Teuerung bedeuten. Regierungen ist die
Geldentwertung, die Staatsschulden preisbereinigt auf leisen Sohlen
abschmelzt, immer lieber als harte Reformen durchzuführen.
Dummerweise entwertet Inflation auch Sparvermögen. Deshalb sollten
wir dankbar sein für einen Kämpfer wie Weidmann. Der in der EZB
nützlicher ist als zu Hause auf dem Sofa.
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