WAZ: Westerwelle bleibt. Kommentar von Ulrich Reitz

Viele mosern, niemand putscht, kurzum: Guido
Westerwelle darf bleiben. Nun weiß er wenigstens, wie schwach oder
uneinig oder beides seine Rivalen sind.

Der Widerstand gegen den Vorsitzenden hat Gründe. Und doch ist er
hilf- und haltlos. Hilflos, weil niemand es besser weiß als er.
Haltlos, weil alle mitbeschlossen haben, was der Grund ist für den
durchgreifenden Verdruss über die Liberalen. Niemand hat damals im
Wahlkampf gegen die Luftbuchungen des Vorsitzenden für mehr Demut und
Augenmaß plädiert. Mit welchem Grund wollen diese Leute ihn jetzt
stürzen?

Und doch weiß Westerwelle genau, dass er auf Abruf amtiert. Er ist
jetzt angezählt. Die nächsten Hiebe drohen bei den sieben Wahlen in
diesem Jahr, vor allem im März in Baden-Württemberg. Vielleicht,
mögen sich seine Nachfolger denken, brauchen wir ja noch einen
Sündenbock. Denn ein richtiggehend liberales Jahr dürfte es nicht
werden.

Die Steuern werden nicht sinken, die Abgaben aber steigen. Statt
mehr Netto vom Brutto bleibt weniger vom Netto. Merkel ist Schuld,
jammern jetzt die Liberalen. Die Kanzlerin lebt nach der Devise:
Jeder ist sich selbst der Nächste. Ein sehr liberales Motto.

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