WAZ: Wettbewerb ohne Grenzen? Kommentar von Stefan Schulte

Der deutsche Versicherte war einmal ein treuer
Genosse. Dass ausgerechnet seit dem Einheitsbeitrag das große
Wechselfieber ausgebrochen ist, darf schon einen Moment verwundern.
Zur Erinnerung: Bis vor zwei Jahren hatte jede Kasse ihren eigenen
Beitragssatz. Wer 3000 Euro verdient hat, zahlte gut und offenbar
gern 60 Euro mehr im Monat als er gemusst hätte. Gewechselt hat er
deswegen eher nicht.

Nun lösen acht Euro im Monat Massenbewegungen zwischen den Kassen
aus. Die Psyche springt offensichtlich auf echte Eurobeträge mehr an
als auf Prozente, die vom Lohn abgezogen werden. Ob man das versteht
oder nicht – es ist gut so. Etwas mehr Wettbewerb unter den Kassen
kann dem System nicht schaden.

Doch in einem Solidarsystem hat jeder Wettbewerb Grenzen. Und zwar
dort, wo die Versorgung der Patienten zu leiden beginnt. Bei
Zusatzbeiträgen, die nach oben hin offen sind, droht ein ruinöser
Wettbewerb um den niedrigsten Beitrag – auf Kosten der Versorgung.
Deshalb war die Begrenzung des Zusatzbeitrags durch die Große
Koalition richtig – und ihre Aufhebung durch Schwarz-Gelb ein
Fehler.

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