Scheinbar hat Martin Winterkorn den überfallartigen
Angriff seines Ex-Mentors Ferdinand Piëch abgewehrt. Winterkorn
bleibt Vorstandsvorsitzender mit Aussicht auf Vertragsverlängerung.
Tatsächlich jedoch scheint eher Piëch seine kurzfristigen Ziele
erreicht zu haben: Seine Attacke hat die jetzt eigentlich gebotene
Vertragsverlängerung über 2016 hinaus als Vertrauensbeweis für
Winterkorn verhindert. Und ab sofort steht jeder Anflug von
Misserfolg bei VW im Fokus der Öffentlichkeit.
Zudem ist die Unterstützung für Winterkorn nach der Piëch-Attacke
sehr gering ausgefallen. Auch die jetzt gewählte Formulierung,
Winterkorn sei der „bestmögliche“ Vorsitzende des Vorstands, kann man
kritisch hinterfragen. Heißt das nicht eigentlich nichts weiter als:
unter den jetzigen Möglichkeiten?
Nüchtern betrachtet ist auch der Vorschlag an den Aufsichtsrat,
Winterkorns Vertrag in zehn Monaten zu verlängern, so viel wert wie
ein Trainerbekenntnis im Profifußball im Stil von: Wir planen mit ihm
auch für die nächste Saison. Und rückblickend betrachtet: Auch
Winterkorns Vorgänger Pischetsrieder durfte noch ein Jahr amtieren,
nachdem Piëch ihn bloßgestellt hatte.
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