Gedächtnisforscher wissen, dass unser Hirn die
Erinnerung jeden Tag neu schreibt. Der Mensch ist kein Archiv, in dem
etwas gespeichert wird wie in einem Computer. Deshalb brauchen wir
Gedenktage wie den 27. Januar, das Datum, an dem vor 69 Jahren das
Konzentrationslager Auschwitz befreit wurde.
Es ist allerdings nicht leicht, der von Martin Walser befürchteten
„Gedenkroutine“ zu entkommen. Die Überlebenden des Holocaust, deren
Berichte uns beeindrucken können wie sonst nichts, werden immer
weniger; Marcel Reich-Ranicki, der 2012 auf so beeindruckende Weise
im Bundestag erzählt hat, wie es war, ist schon tot. Doch auch
Zeugnisse der Täter wie die gerade aufgetauchten Privatbriefe des
SS-Führers Himmler eignen sich dazu, die Erinnerung noch einmal neu
zu schreiben – und sei es in der Ungeheuerlichkeit, dass sich der
eiskalte Organisator des Massenmords in der Familie als gefühlvoller
Vater und Ehemann geben konnte.
Das alles aber hat seinen Sinn nur darin, dass wir im Blick
behalten, wozu die Erinnerung dienen soll: Dem „Nie wieder“, das ein
Fundament unserer Republik ist.
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