WAZ: Zu viel Bürokratie. Kommentar von Daniel Freudenreich

Es ist eine schlechte und gute Nachricht
zugleich, wenn sich immer mehr Menschen in eine Therapie begeben. Zum
einen entwickeln sich die psychischen Störungen zunehmend zur
Volkskrankheit, was Anlass zur Sorge bietet. Andererseits gehen die
Betroffenen heute offensiver mit ihrem Leiden um und lassen sich eher
helfen. Das ist der richtige Weg.

Entscheidend ist, dass die Erkrankten rasch Hilfe erhalten und
nicht ewig auf eine erste Therapiesitzung warten müssen. Eine
geänderte Bedarfsplanung, wie im Versorgungsgesetz vorgesehen, kann
durch zusätzliche Therapeuten in unterversorgten Gebieten Abhilfe
leisten. Doch es ist auch durchaus sinnvoll, bei leichteren
psychischen Störungen stärker auf kurze Therapien zu setzen.
Gruppentherapien können den Terminkalender der Therapeuten ebenfalls
entlasten und Platz für neue Patienten schaffen. Es kann nicht
angehen, dass Sitzungen mit mehreren Patienten an zu viel Bürokratie
und einer Mindestteilnehmerzahl scheitern. Die Therapeuten brauchen
hier mehr Flexibilität. Das ist unter dem Strich auch billiger als
nur der Einsatz zusätzlicher Fachleute.

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