WAZ: Zweite Chance für den Club – Kommentar von Michael Kohlstadt

Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“,
Privatflüge mit dem Rettungshubschrauber, undurchschaubare Verwendung
von Mitgliedsbeiträgen – gäbe es einen TÜV für Automobilclubs, der
ADAC hätte sich in diesem Jahr seine Plakette vom Nummernschild
kratzen müssen.

Doch die anfangs steil nach oben zeigende öffentliche
Erregungskurve hat ihr Bedrohungpotenzial verloren. Mickrige 1,8
Prozent der Mitglieder haben dem gelben Club nach dem Debakel die
rote Karte gezeigt, der ADAC ist mit einem blauen Auge davongekommen.
Gemessen an den knapp 19 Millionen ADAC-Mitgliedern sind die
320 000 skandalgetriebenen Austritte sogar selbst schon wieder
ein Skandal.

Denn Deutschlands Autofahrer nehmen ihrem Automobilclub Betrug und
Verfehlungen offenbar gar nicht übel. Jedenfalls nicht, wenn sie
dafür im Falle des Falles auf die Pannenhilfe des Vereins verzichten
müssten.

Andererseits soll man ja jedem eine zweite Chance geben. Doch das
verloren gegangene Vertrauen muss der ADAC durch Leistung
zurückgewinnen. Dass es diesmal glimpflich ausging, darf den
angekündigten Reformprozess des Vereins jedenfalls nicht ausbremsen.

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