Am Donnerstag ist Weltspartag. Er soll den Gedanken
des Sparens in den Köpfen der Menschen verankern – so die 
ursprüngliche Idee. Viele von uns leben aber lieber im Hier und Jetzt
als Geld zurückzulegen und für die Zukunft vorzusorgen. Kein Wunder, 
sagt Dr. Holger Grethe, Arzt, Blogger und selbsternannter 
Quereinsteiger in Sachen Geldanlage. Denn die Menschen sind Meister 
im Verdrängen, das schließt die Zukunft mit ein. Das wollten wir 
genauer wissen.
   Herr Grethe, der Mensch bringt die Vorausssetzung mit, erfolgreich
zu sparen. Warum tun wir es dann nicht?
   Dr. Holger Grethe: Menschen sind grundsätzlich sehr erfinderisch, 
wenn es darum geht, ihr irrationales Verhalten rational zu begründen.
Wir sind, wie es so schön heißt, selten um eine gute Ausrede 
verlegen. Die wohl häufigste ist diese: „Ich kümmere mich später 
darum…“. Wir sind Meister im Aufschieben und Verdrängen. Unser 
Verstand sagt uns zwar, dass Altersvorsorge eine wichtige 
Angelegenheit ist und man sich unbedingt darum kümmern müsste, aber 
eben nicht jetzt.
   Das Tückische daran: Wer heute nicht spart, kann dies relativ 
lange folgenlos tun. Denn die Konsequenzen seiner Unvernunft spürt 
man leider erst in der (fernen) Zukunft. Dann wenn das Geld fehlt und
man sich auf einmal ziemlich genau vorstellen kann, was mit dem 
Begriff „Altersarmut“ gemeint sein könnte. Leider ist es dann zu 
spät. Besser ist, sich möglichst früh mit dem Thema 
auseinanderzusetzen und konsequent zu sparen. Dank Zinseszinseffekt 
sind die finanziellen Entbehrungen ja umso geringer, je eher man mit 
dem Vermögensaufbau beginnt.
   Und warum leben wir lieber im Hier und Jetzt als dass wir an die 
Zukunft denken?
   Grethe: Der Grund ist naheliegend: die Gegenwart ist unsere 
Realität und damit konkret, während die Zukunft nur abstrakt in 
unserer Vorstellung existiert. Wer für seine Zukunft vorsorgen will, 
muss dafür sparen und sparen bedeutet immer: verzichten. Wir müssen 
also heute spürbare Entbehrungen auf uns nehmen, ohne zu wissen, ob 
wir den Lohn für diese Bemühungen jemals erleben werden. Denn im 
Hinterkopf ist immer die Angst, früher aus dem Leben zu scheiden als 
es einem lieb ist. Damit wären dann alle Vorsorgeanstrengungen – also
all der Verzicht – umsonst gewesen. Eine äußerst ärgerliche 
Vorstellung.
   Sie sagen, wir betrachten unser „zukünftiges Selbst“ immer als 
fremde Person. Was heißt das?
   Grethe: Zuerst einmal ist es eine im wahrsten Sinne des Wortes 
phantastische Fähigkeit des menschlichen Gehirns, gedankliche Reisen 
in die Zukunft zu erlauben. Wir verdanken diese Fähigkeit dem 
entwicklungsgeschichtlich jüngsten Teil unsere Hirns: dem 
Frontallappen. Ohne Frontallappen wäre es uns nicht möglich, 
Handlungen zu planen und langfristige Strategien zu entwerfen. Wir 
würden schlicht keinen Sinn darin erkennen, für später vorzusorgen.
   Je weiter allerdings der Zeitpunkt unserer Gedankenreise in der 
Zukunft liegt, desto verschwommener ist das Bild vor unserem inneren 
Auge. Wir können uns nur sehr vage vorstellen, wie wir in 20 oder 30 
Jahren leben oder welche Bedürfnisse wir haben werden. Selbst wenn es
uns gelingt, eine Vorstellung von unserem zukünftigen Selbst zu 
entwickeln, so bleibt uns diese Person doch fremd.
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Christian Lübke 
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