
Dauerbrenner im Meeting: Qualität oder Wirtschaftlichkeit?
Die meisten Teams kennen sie: Diskussionen, die immer wieder aufploppen. Die einen pochen auf höchste Qualitätsstandards, die anderen mahnen wirtschaftliche Effizienz an. Es entstehen Lager. Auf den ersten Blick scheint der Konflikt unlösbar. Qualität kostet – und Wirtschaftlichkeit verlangt nach schnellen, günstigen Lösungen.
Frust als Warnsignal – und als Einstiegspunkt für Entwicklung
Was bleibt, ist oft Frust. Und dieser Frust ist kein Zufall: „Frust und Unzufriedenheit entsteht häufig dann, wenn Zielkonflikte zu lange eindimensional betrachtet werden“, sagt Dr. Julia Staffa, Coach und Organisationsentwicklerin aus Hamburg. „Agile Haltung bedeutet nicht, Zielkonflikte aufzulösen – sondern sie bewusst zu machen, anzuerkennen und darin beweglich zu bleiben.“
Spannungsfelder sichtbar machen – statt sie stillschweigend auszuhalten
Zielkonflikte wie Qualität vs. Wirtschaftlichkeit, Innovationsfreiheit vs. Sicherheit oder Kundenorientierung vs. Teamwohl sind kein Problem an sich – sie werden erst zum Problem, wenn sie nicht als Spannungsfeld verstanden und bearbeitet werden.
„In der Praxis nutze ich genau diese Konfliktherde als Einstieg: Ich frage, worüber streitet ihr im Team immer wieder? Das sind oft Hinweise auf unbenannte Zielkonflikte. Erst wenn ich die Beziehung zwischen diesen Themen bewusst mache, wird eine dynamische Priorisierung möglich.“
Agiles Arbeiten nutzt genau diese Dynamik
Ein gutes Beispiel ist Scrum: Der Product Owner vertritt die Kundeninteressen, der Scrum Master die des Teams. Dieses Spannungsfeld ist gewollt – denn verteilt auf zwei Köpfe, müssen Unvereinbarkeiten der beiden Interessengruppen ausdiskutiert werden. So werden Konflikte sichtbar, und können bearbeitet werden. Es entsteht ein lebendiger Dialog zwischen unterschiedlichen Perspektiven, der zu nachhaltigen Lösungen führt.
Selbstreflexion als Schlüssel zur Bewegung
Agile Haltung bedeutet, sich selbst in diese Spannungsfelder hineinzudenken. Statt nach Schuldigen zu suchen, beginnt nachhaltige Entwicklung mit der Frage: Wo erlebe oder beobachte ich einen Zielkonflikt? Welche berechtigten Interessen liegen dahinter? Wer kommt hier sinnvollerweise mit wem ins Gespräch?
Der nächste Schritt ist dann, eine Strategie zu finden, wann welches Ziel Priorität bekommt. Genau darin liegt die Chance für mehr Klarheit und Orientierung – auch unter unsicheren Bedingungen.