So, so – da wollen die bösen Eurokraten in Brüssel 
also wieder mal überflüssige, bevormundende Vorschriften in die Welt 
setzen, um der ohnehin unter Personalmangel leidenden deutschen 
Pflegebranche das Leben noch zusätzlich schwer zu machen? Da soll 
also durch schnöde bürokratische Regulierung jungen, idealistischen 
Menschen mit hoher sozialer, aber angeblich nur geringer 
Bildungskompetenz der Einstieg in den geliebten Traumberuf verwehrt 
werden? Derartigen Blödsinn könnte man glatt zu glauben beginnen, 
wenn man die Reaktionen deutscher Politiker und der Arbeitgeberseite 
unter den Berufsverbänden auf die neuesten EU-Pläne denn so richtig 
ernst nehmen würde. Das kann man aber schon deshalb nicht, weil dabei
das eigentliche Dilemma der Pflege in diesem Land komplett 
ausgeblendet wird. Die Arbeit dort ist nämlich physisch wie psychisch
ausgesprochen hart, findet unter zum Teil katastrophalen Bedingungen 
statt (zu denen, das soll nicht verschwiegen werden, auch manch 
übertriebene bürokratische Vorschrift zählt) – und wird dann häufig 
auch noch ziemlich mies bezahlt. Genau an dieser Stelle, beim lieben 
Geld, liegt denn auch tatsächlich der Patient auf der 
Intensivstation. Die Qualifikation der Pflegenden hat sich in den 
vergangenen Jahren nämlich schon stetig verbessert – wobei 
Deutschland allerdings fatalerweise wieder einmal am unteren Ende der
europäischen Skala rangiert. Auch hat die Verwissenschaftlichung des 
gesamten Bereichs bereits große Fortschritte gemacht. Aber neben 
allen noch so gut gemeinten Plänen aus Brüssel, diese Entwicklung 
jetzt noch zu fördern und auszubauen, gibt es leider etwas, das nach 
wie vor extrem unterentwickelt ist – das eigentlich ziemlich profane 
Bewusstsein, dass es Qualität eben nicht zum Billigtarif gibt. An 
dieser Stelle liegt die Aufgabe der Politik, da sollten sich auch die
Arbeitgeber einbringen, und hier wird sich letztlich entscheiden, ob 
die Zukunftsbranche Pflege überhaupt zukunftsfähig gestaltet werden 
kann.
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