Weser-Kurier: Kommentar von Daniel Killy zur Misshandlung von Flüchtlingen

Was wurde hierzulande nicht alles über die
Amerikaner gesagt und geschrieben, als während der Hochzeit des
islamistischen Terrors die Verfehlungen von Guantánamo und Abu Ghraib
ruchbar wurden. Die sachliche Feststellung der Politik lautete
damals: Demütigungen und Folterungen von Terrorverdächtigen – das
kann und darf sich ein demokratisches Land nicht leisten. Ein paar
Jahre später kommt es mitten in Deutschland zu Erniedrigungen und
Misshandlungen – nicht etwa gegen Terrorverdächtige, sondern gegen
Menschen, die zum Gutteil Terror und Elend mit Müh und Not entronnen
sind und bei uns Zuflucht suchen. Deutsche Herrenmenschen-Spielchen
gegenüber Flüchtlingen; schlimmer geht–s nimmer. Doch vielleicht
haben die Jagdszenen aus dem Siegerland, Essen und wo immer noch neue
Fälle auftauchen werden, auch etwas Gutes: Sie lenken nämlich den
Blick auf unhaltbare Zustände. Privatfirmen wie „European Homecare“
verdienen sich eine goldene Nase an einer Selbstverständlichkeit wie
dem Asylrecht – und beauftragen ihrerseits schwarze Sheriffs der
übelsten Sorte zur „Betreuung“ der Flüchtlinge. Dass die Deutsche
Polizeigewerkschaft achselzuckend vermerkt, das vorhandene
Beamtenpersonal reiche nun mal nicht aus, ist der eigentliche
Skandal. In welcher Verfassung ist dieses Land, wenn es die Wahrung
der schlichtesten Menschenrechte mancherorts in die Hände
gewaltbereiter Schläger legt?

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