Es ist Barack Obamas übliches Verhaltensmuster, 
aber jetzt wirkt es umso irritierender. Die deutsch-amerikanische 
Beziehungswelt erlebt schwere Turbulenzen, und wie reagiert der Mann 
im Oval Office? Er selbst hüllt sich in Schweigen, seinen Sprecher 
lässt er Worthülsen verlautbaren. Es gab Zeiten, da hat man den 
Rechtsprofessor aus Chicago für seine Umsicht gelobt, für die Art, 
die Fakten zu studieren, Pro und Contra gründlich abzuwägen. Das war 
Teil des Anti-Bush-Reflexes, dem der Blitzstarter seinen ersten 
Wahlsieg verdankte. Was war die Welt froh über einen US-Präsidenten, 
der nachdachte, bevor er etwas sagte! Das Bild hat sich gewandelt: 
Zur Debatte stehen nun die Managementqualitäten des Mannes an der 
Spitze. Es geht um das Handwerk des Regierens: Hat der 
Commander-in-Chief seinen Laden überhaupt noch im Griff? Wenn er 
wissen wolle, wie Angela Merkel denke, brauche er sie nur anzurufen, 
hat Obama gesagt. Nimmt man den Satz ernst, scheint er die Dinge 
ähnlich zu sehen wie die Kanzlerin: Verbündete auszuhorchen ist 
Zeitverschwendung. Damit drängt sich die Frage auf, was alles 
schiefläuft, wenn die CIA konterkariert, was das Oval Office zur 
Maxime erklärt. Führen die Schlapphüte ein Eigenleben? Entziehen sie 
sich politischer Kontrolle? Man kann sogar annehmen, dass nicht mal 
der CIA-Direktor genau im Bilde war über das Treiben seiner Berliner 
Agenten. Doch das ist reine Spekulation. John Brennan war Obamas 
oberster Anti-Terror-Berater, bevor er in die Geheimdienstzentrale 
nach Langley wechselte. Obama hat ihn gleichsam entdeckt, nachdem er 
unter Bush – jedenfalls beschreibt Brennan das so – in der CIA mit 
ihren Foltergefängnissen für Terrorverdächtige in eine Art inneres 
Exil gegangen war. Kaum vorstellbar, dass Brennan seinen Präsidenten 
im Dunkeln tappen ließ. Was dann aber wiederum heißen würde: Auch der
Spionagechef hat die Kontrolle über sein Imperium verloren. Falls dem
so ist, summiert es sich zu einem Kompendium der Peinlichkeiten.
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