Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwigüber den Karfreitag

In Bremen herrscht auch eine Willkommenskultur für
sogenannte Partypeople: Nirgendwo sonst ist das Tanzverbot an
Feiertagen so weit gelockert, 2018 soll es ganz wegfallen. Am
Donnerstag wird ein Ortsgesetz zur Erlaubnis spontaner Freiluftpartys
verabschiedet. Nun hoffen die Schausteller auf ähnliche Großzügigkeit
und vertreten damit, gerade vor diesem Hintergrund, vollkommen
plausible Ansprüche. Das liegt auch an faulen Kompromissen der
Vergangenheit: Dazu gehört, Stille und Trauer auf bestimmte Uhrzeiten
festzulegen und Vergnügungsparks zu erlauben, was Jahrmärkten
verboten ist. Es ist nicht zu leugnen, dass „stille Feiertage“ an
Bedeutung verloren haben, damit aber noch lange nicht an Sinn. Ein
jegliches hat seine Zeit, heißt es im Alten Testament. Gestern haben
wir unser Facebook-Profilbild in „Je suis Charlie“ und die Trikolore
geändert, heute trauern wir über ertrunkene Flüchtlinge, morgen
fahren wir Achterbahn und tanzen die ganze Nacht. Es mag sein, dass
sich das nicht widerspricht. Ob ein Recht auf Rummel an 365 statt 362
Tagen mehr gilt als ein Recht auf Stille muss, ist eine andere Frage.

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