Weser-Kurier: Kommentar zu Nokia

Es gab Zeiten, da gehörte es fast zum guten Ton,
ein Mobiltelefon von Nokia zu besitzen. Schick waren die, hochwertig
und technisch ganz vorn. Davon ist wenig geblieben. Der einstige
Branchen-Primus taumelt – nicht erst seit gestern, aber gestern wurde
klar, wie ernst es ist. 10.000 Arbeitsplätze weg, ein Verlust in
Milliardenhöhe. Nokia hat den Anschluss verpasst, die Konkurrenten
Samsung und Apple haben die Finnen abgehängt. Das Beispiel Nokia
zeigt, was der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter mit seinem
berühmt gewordenen Bild der „schöpferischen Zerstörung“ gemeint hat.
Wirtschaft ist ein stetiger Prozess, in dem es ums Gewinnen und
Verlieren geht. Hier die Hoffnungsträger, dort die Verlierer. Wer
einst gefeiert wurde, den kann es schon bald erwischen. Große Namen
schützen nicht. Grundig, Quelle, Kodak, Schlecker – weg. Was aus Opel
wird, ist unsicher. Die Gründe, warum all diese Unternehmen
scheiterten, sind höchst unterschiedlich. Ohnehin erscheint die Frage
spannender, was eigentlich wirtschaftlichen Erfolg ausmacht? Wer kann
erfolgreich sein? Da hilft zum einen ein Blick in die Bücher eben
jenes schon erwähnten Joseph Schumpeter. Anschaulicher ist der Blick
nach Kopenhagen. Dort wurden gestern die pfiffigsten Erfinder Europas
ausgezeichnet. Einer hat eine tragbare Brennstoffzelle entwickelt,
ein anderer wurde für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der Lasertechnik
geehrt. Aus Bremen kommen hochwiderstandsfähige und trotzdem flexible
Folien. Kurz gesagt, in Kopenhagen ging es um Innovationen, um Ideen,
die die Konkurrenz noch nicht hatte. Solche Innovationen sind die
beste Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg. Nur wer innovativ ist
oder besonders gekonnt Ideen klaut – also imitiert – kann erfolgreich
sein. Nur wer flexibel bleibt und wachsam, wer nicht selbstzufrieden
wird, sondern bereit ist, sich zu hinterfragen, auf Kunden zu hören
und sich anzupassen, der wird erfolgreich bleiben. Für denjenigen,
der an Liebgewonnenem klebt und denkt „Das haben wir schon immer so
gemacht“, hat der Abstieg bereits begonnen.

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