Weser-Kurier: Sabine Dollüber den Erhalt von Schlichtwohnungen

Symptom

Dass Menschen um Wohnungen kämpfen, in denen bis heute noch mit
Öfen geheizt wird, es in manchen kein Warmwasser gibt und die
trotzdem zu ihrem Zuhause geworden sind, hat Gründe: Vor allem jenen,
dass Bremen es über viele Jahrzehnte versäumt hat, bezahlbaren
Wohnraum zu erhalten und zu schaffen. Die Debatte um Erhalt oder
Abriss der drei Schlichtwohnungssiedlungen in Bremen ist deshalb
Symptom und Folge einer verfehlten Wohnungsbaupolitik. Gab es in den
1980er-Jahren noch gut 90 000 Sozialwohnungen in Bremen, sind
es jetzt nur noch gut 7000.

Zugegeben: Die Senat hat inzwischen ein drittes
Wohnungsbauprogramm aufgelegt, ein viertes ist in Arbeit. Aber viel
zu spät: Die Stadt kommt nicht hinterher, den Bedarf an bezahlbaren
Wohnungen zu decken. Vor allem für jene, die es auf dem regulären
Wohnungsmarkt besonders schwer haben. Umso verständlicher ist es,
dass sich die Bewohner der Schlichtwohnungen mit aller Kraft dagegen
wehren, dass ihnen ihr Zuhause – ihr bezahlbares Zuhause –
weggenommen wird. Die Debatte sollte sich deshalb jetzt darum drehen,
wie diese Wohnungen erhalten und die leer stehenden so gut wie
möglich saniert werden können.

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