Das jüngste EU-Projekt soll alles andere als eine
zweite Nato werden – und schon gar keine europäische Armee. Doch der
Verdacht liegt nahe, dass eine Doppelstruktur entstehen wird. Das
zeigt sich bereits bei dem europäischen Hauptquartier, das gemeinsame
Einsätze von Brüssel aus koordinieren soll. Natürlich macht das Sinn.
Aber es wirft eben auch die Frage auf, inwiefern sich die angedachte
Verteidigungsunion langfristig von der Militärallianz unterscheiden
soll. Womöglich ist das gewollt. Dass sich Europa bei
Verteidigungsfragen nicht mehr felsenfest auf die Vereinigten Staaten
verlassen kann, hat US-Präsident Donald Trump bei seinem Besuch in
Brüssel Ende Mai deutlich dargestellt.
Es mag jetzt noch verfrüht oder sogar völlig unnötig erscheinen,
parallel Strukturen aufzubauen, über die die EU selbstständig in
ihrer Verteidigung wird. Später aber könnte sich dies als Vorteil
erweisen. Dass der europäische Rüstungsflickenteppich dringend einer
Überarbeitung bedarf, leuchtet ein. Bevor Kritiker schimpfen, dass
die EU wieder ein neues Loch gefunden hat, in das sie Steuergelder
versenken kann, sollte man abwarten, in welche Richtung sich die
Gemeinschaft entwickelt.
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