Die Klinikmorde des Niels H. sind nicht nur das
Produkt eines verwirrten Einzeltäters. Sie sind Resultat eines
Systems, das sie ermöglichte. 37 Patienten starben nachweislich am
Klinikum Delmenhorst durch H., auch weil seine Kollegen wegschauten,
zu feige waren, etwas zu sagen, oder von Vorgesetzten zurückgepfiffen
wurden, wenn sie den Mund aufmachten. Wie viele Opfer es tatsächlich
waren, wird sich nicht mehr herausfinden lassen. Dass es so weit
kommen konnte, soll ein juristisches Nachspiel haben. Die
Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen sechs ehemalige Kollegen von
Niels H. wegen Totschlags durch Unterlassen erhoben. Mindestens einen
Mord hätten sie verhindern können, vielleicht sogar drei. Es ist
wünschenswert, wenn das Verfahren eröffnet wird. Es würde zeigen,
dass der Korpsgeist in einem so sensiblen Bereich wie einem
Krankenhaus nie dazu führen darf, dass Patienten leiden oder sterben.
Der strafrechtliche Druck zwingt in Zukunft Mitarbeiter in allen
Kliniken, genau hinzusehen, wenn das Gerede über einen Kollegen
beginnt. Getuschelt wurde über Niels H. und die Todesfälle in seinen
Schichten lange Zeit, reagiert wurde weit über 30 Morde zu spät.
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