Weser-Kurier:Über Strafzölle für Autobauer schreibt Stefan Lakeband im Weser-Kurier (Bremen) vom 17. Januar 2017:

Es klingt fast wie eine Kriegserklärung. Deutsche
Autobauer sollen 35 Prozent Strafzoll auf ihre Fahrzeuge zahlen, wenn
sie die in den USA verkaufen wollen, dort aber nicht gebaut haben.
Mehr als ein Drittel des Kaufpreises. Das würde die Konzerne zwischen
Wolfsburg und München empfindlich treffen. Eine ganze Industrie
könnte zittern, vom Manager zum Fließbandarbeiter.

Donald Trump spielt mit der Angst. Mal wieder, muss man sagen. Das
ist seine Masche; die einen verunsichern, um seine Wähler zu
beruhigen. Das war schon im Wahlkampf so, und auch jetzt ist das
nicht anders.

Er kann vieles ankündigen, aber er kann nicht alles halten. Und
Strafzölle auf ausländische Autos werden wohl dazugehören. Nach China
sind die USA der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Fahrzeuge.
Dadurch bekommt Trumps Drohung eine große Schlagkraft, wird
gleichzeitig aber auch geschwächt. Denn die Tatsache zeigt: Viele
US-Amerikaner mögen deutsche Autos. Darunter sicherlich auch
Trump-Wähler, die der künftige Präsident nun verprellen könnte.

Denn gerade wer einen Mercedes fährt, Audi oder BMW, tut das nicht
nur, weil es praktisch ist. Er macht es, weil er Emotionen damit
verbindet, sich für Technik begeistert, das Design mag. Solche Autos
sind Statussymbole. Das ist in Deutschland so, aber auch in den USA.

Und hier liegt der Fehler in Trumps Rechnung, sollte er seine
Ankündigungen tatsächlich so durchziehen. Statussymbole lassen sich
nicht einfach so ersetzen. Ein BMW ist kein Chrysler, ein Mercedes
kein Cadillac und ein BMW kein Jeep. Das Gleiche gilt natürlich auch
umgekehrt.

Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die meisten Amerikaner, die
deutsche Autos fahren, sich auch beim nächsten Mal für so ein
Fahrzeug entscheiden, wenn sie dann 35 Prozent mehr zahlen müssen. Es
ist aber auch unwahrscheinlich, dass sie es einfach so hinnehmen
werden. Trump nimmt seinen Landsleuten etwas, das besonders in den
USA einen hohen Stellenwert hat: Die Freiheit so zu leben, wie man
möchte.

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