Dass die Baustelle jetzt schon Stress bereitet,
daran ist Landesverkehrsminister Winfried Hermann nicht ganz
unschuldig. Der Grünen-Politiker ist zwar ein weithin anerkannter
Verkehrsfachmann, hat aber in der Vergangenheit kaum eine Gelegenheit
ausgelassen, sich mit der Bahn anzulegen. Mit vorschnellen Äußerungen
hat er viel Porzellan zerschlagen. So ließ Hermann kürzlich
durchblicken, dass das grün-rote Bündnis die Ergebnisse der
Simulations-Stresstests für den unterirdischen Bahnhof nicht zwingend
anerkennen müsse. Seriös geht anders. Zur Erinnerung: Die Tests waren
in der Schlichtungsrunde unter Leitung von Heiner Geißler
einvernehmlich vereinbart worden. Auch die Deutsche Bahn AG hat sich
in den jüngsten Gesprächen nicht mit Ruhm bekleckert. Innerhalb
weniger Tage sind die angeblichen Kosten für einen Baustopp bis
Oktober von 150 auf 400 Millionen hochgeschossen. Nachvollziehbare
Zahlen legten die Herren nicht vor. So gewinnt man kein Vertrauen
zurück. Und Abrüstung täte der Landeshauptstadt gut. S21 hat die
Bevölkerung derart dramatisch gespalten, wie es außerhalb Stuttgarts
kaum nachvollziehbar ist – auf beiden Seiten gibt es blanken Hass.
Wahrscheinlich werden in der nächsten Woche Demonstranten auf die
anrollenden Bagger warten. Es wären dann ausgerechnet die Polizisten
einer grün-roten Landesregierung, die den Bahnhofsbau beschützen
müssten. Für Kretschmann wäre das die nächste verzwackte Lage.
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