Doch muss das Anlass für einen grundsätzlichen
Kurswechsel sein? Schon zweimal, nämlich Ende der 1960er und Anfang
der 1980er Jahre war die FDP in einer ähnlichen Situation. Die
aktuelle Krise ist weniger problematisch als damals. Die Liberalen
werden von vielen Wählern nach wie vor als Alternative, als
Mehrheitsbeschaffer, als Partei der zweiten Wahl für eine andere,
größere Partei gesehen. Solche Wahlentscheidungen fallen kurzfristig
und sind stark von der Konstellation am Wahltag abhängig. Mehrheiten
sind jedoch auch in Zukunft mit der CDU jederzeit möglich. Diese
Koalitionen entstehen vermutlich sogar leichter als die der anderen
Parteien. Es wird nämlich im Moment viel zu schnell übersehen, dass
die SPD in beiden Ländern die Wahl verloren hat und sich nur im
Schlepptau der Grünen behauptete, die von einer Sonderkonjunktur
profitierten. Das sind langfristig keine guten Aussichten für
Rot-Grün. Ruhe bewahren ist für die FDP auch aus bundespolitischer
Sicht richtig. Die Koalition in Berlin funktioniert inzwischen
annehmbar. Sie hat eine Mehrheit und es wird erst in zwei Jahren
wieder gewählt. Westerwelle und Brüderle sind daher gut beraten, wenn
sie die Sache einfach laufen lassen
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