Doch er weiß, dass der institutionalisierte
Einfluss allein nicht reicht, um die Zukunft der jüdischen Gemeinden
zu sichern. Die bestehen zu 90 Prozent aus russischen Einwanderern,
die integriert werden müssen. Zudem sind sie nach dem dramatischen
Zuwachs in den 90er Jahren schon wieder stark überaltert: Die
Sterberate sei sechsmal höher als die Geburtenrate, beklagt
ZdJ-Generalsekretär Stephan Kramer – und aus Osteuropa kommt kaum
noch jemand nach. Die jüdischen Gemeinden stehen also vor ganz
ähnlichen Herausforderungen wie die christlichen: Es geht um
Attraktivität, um die Mobilisierung der eigenen Reihen, um die jungen
Familien, um neue Angebote, um Öffnung auch hin zu den weniger streng
Gläubigen. Mit dem Duo Graumann/Kramer an der Spitze kann das
gelingen. Beide sind sich bewusst, dass dem jüdischen Leben in
Deutschland keine Diskriminierung, sondern eher Auszehrung droht. Die
Erinnerung an den Holocaust und die Solidarität mit dem jüdischen
Staat sind sicherlich unverzichtbar für die eigene Identität, doch
das Programm des ZdJ muss weit über sie hinausweisen.
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