Transparenz ist eine tolle Sache, und wenn es mehr
Transparenz gibt: umso besser. Das denken sich auch Kartellamt und
Bundesregierung, die eine Transparenzstelle einrichten wollen. Deren
Nutzen soll direkt dem autofahrenden Bürger zu Gute kommen, der sich
dann beinahe in Echtzeit über die aktuellen Benzinpreise informieren
kann – denn wenn die Daten von den Tankstellen erst einmal bei der
Transparenzstelle eingelaufen sind, ist der Weg auf internetfähige
Endgeräte, die fast jeder in der Tasche hat, nur noch ein kleiner
Schritt. Und was dann? Dann hat der Autofahrer die Wahl zwischen
teuer und teurer. Denn ein Grundproblem wird trotz Transparenz
bleiben: Fünf Mineralölkonzerne beherrschen den Kraftstoffmarkt, das
Kartellamt selbst hat befunden, dass sie 65 Prozent des Marktes unter
sich aufteilen. Dies war ja erst der Auslöser für die Idee mit der
Transparenzstelle, an die Tankstellen künftig ihre Preise übermitteln
müssen, sobald sie sich ändern. Ob es nun, wie immer wieder vermutet
aber nie bewiesen wird, zwischen den Unternehmen illegale
Preisabsprachen gibt oder nicht: An der Marktmacht der großen Fünf
wird wohl auch mehr Preistransparenz nicht rütteln. Und auch mit
Autofahrern, die wegen zwei Cent Unterschied lieber an freien
Tankstellen zapfen, ist dieser Macht kaum beizukommen. Das macht die
Transparenzstelle nicht zu einer schlechteren Idee; es gibt keinen
Grund, nicht zu versuchen, den Mechanismen des Kraftstoffmarktes
wenigstens ein wenig gegenzusteuern. Letztlich aber ist Skepsis
berechtigt, was die erhofften Auswirkungen angeht. Die
Transparenzstelle und die Benzinpreis-Apps, die mit ihren Daten
gefüttert werden sollen, sind nur ein kleiner Zwischenschritt hin zu
einer Entwicklung, die jeder einzelne Autofahrer mit anschieben kann
– weg vom Benzin, hin zu alternativen Antrieben wie Erdgas und
Elektro. Die Nachfrage nach diesen Nischenprodukten zu steigern wäre
eben auch ein Weg, den Markt zu beeinflussen.
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