Jetzt schaltet auch Angela Merkel auf 
Wahlkampfmodus. Gut drei Wochen bevor die CDU ihr Wahlprogramm 
verabschieden will, hat die Kanzlerin Geschenke angekündigt. Sie sind
teuer, bisher nicht gegenfinanziert, und Merkel wildert zum Teil im 
Gehege der Konkurrenz. Die Vorschläge deshalb pauschal als bloßen 
Stimmenfang abzutun, greift zu kurz. Mütterrente, Kindergeld und die 
Mietpreisbremse – ursprünglich von der SPD ins Rennen gebracht – sind
populäre Themen. Sie sollten nicht populistisch debattiert werden. 
Eine genauere Betrachtung verdienen sie jedoch. Die Ankündigung 
Merkels, das Kindergeld zu erhöhen, klingt für alle Eltern schön, 
führt aber letztlich nur dazu, dass Wohltaten mit der Gießkanne 
verteilt werden und verpuffen. Nun ist es in Wahlkampfzeiten kaum 
angezeigt, diese Transferleistung des Staates grundsätzlich zu 
diskutieren. Doch nachdem weit mehr als die Hälfte aller Bürger 
Wahlgeschenke angesichts einer eklatanten Staatsverschuldung ablehnt,
ist womöglich sogar die Frage erlaubt, ob gleiches Kindergeld für 
alle unabhängig vom Einkommen überhaupt noch zeitgemäß ist. Oder ob 
es nicht besser wäre, mit einem Teil des Geldes die Kinderbetreuung 
so zu organisieren, dass Eltern und Alleinerziehende ihren Beruf 
ruhigen Gewissens weiter ausüben können. Davon hätten sie mehr als 
von höherem Kindergeld. Mit der Mütterrente bedient Merkel 
urkonservative Klientel, hilft den heutigen Müttern aber nicht. 
Unionspolitiker fordern regelmäßig, Eltern besserzustellen, die sich 
zu Hause um ihre Kinder kümmern und dadurch keinen teuren Platz in 
einer Tageseinrichtung beanspruchen. Das Betreuungsgeld ist die 
Konsequenz. Am eigentlichen Problem jedoch geht es vorbei. Denn in 
Deutschland zahlt seit jeher drauf, wer seine pädagogischen Aufgaben 
nicht vollends öffentlichen Institutionen überlässt. Dabei ist gute 
Erziehung in der Familie ein wertvoller Dienst an der Gesellschaft. 
Sie führt in der Regel dazu, dass Kinder die Schule zu Ende bringen, 
dass sie studieren oder einen Beruf erlernen und dass sie Steuern 
zahlen. Deshalb ist es nicht urkonservativ, dass Mütter oder Väter, 
die sich zu Hause um ihre Kinder kümmern, vom Staat belohnt werden. 
Aber ein paar Rentenpunkte pro Kind reichen nicht.
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