Westdeutsche Zeitung: Bahnhof-Modernisierungen = von Horst Kuhnes

Wenn die Bahn derzeit und in den kommenden
Jahren mit einem Millionenaufwand Bahnhöfe und Haltepunkte
modernisiert und saniert, dann ist das zunächst einmal durchaus
positiv. Denn die Fahrgäste des Unternehmens haben einen Anspruch auf
eine gepflegte Umgebung – egal, ob sie mit dem Zug in den Urlaub
fahren oder zur Arbeit. Schließlich sind die Bahntickets schon teuer
genug. Und mit der Pünktlichkeit der Züge ist es auch nicht immer zum
Besten bestellt, so dass sich der Aufenthalt in den Bahnhöfen für die
Reisenden oft genug unfreiwillig verlängert. Das Problem ist jedoch,
dass die Bahnhöfe auf Dauer allein mit baulichen Maßnahmen kaum
verbessert werden können. Denn die schönste Modernisierung nutzt
wenig, wenn schon nach ein paar Wochen wieder alles mit Sprühereien
verschmiert ist, Müll und Dreck nicht weggeräumt werden und
stechender Ammoniak-Geruch aus allen möglichen Ecken das Atmen zur
Qual macht. Und genau das wird passieren, wenn die Gebäude und
Anlagen gleichsam sich selbst überlassen werden – sprich: wenn es vor
Ort keine Menschen gibt, die sich regelmäßig um die allgemeine
Sauberkeit kümmern und letztlich den Reisenden damit auch ein
wohltuendes Gefühl der Sicherheit geben. Menschen, die einfach
Service bieten. Zugegeben: Das Unternehmen Bahn kann nicht an jedem
einzelnen Haltepunkt rund um die Uhr eigenes Personal beschäftigen,
selbst wenn dies durchaus wünschenswert wäre. Aber die Bahn könnte
auch ins eigene Personal investieren statt ausschließlich in
Baumaßnahmen. Dann könnte sie auch an möglichst vielen Bahnhöfen
wieder Präsenz zeigen – so wie es die überwiegende Mehrzahl der
Fahrgäste wünscht. Mindestens so, wie es vor den ehrgeizigen
Börsengang-Plänen war, für die massiv Personal eingespart worden ist.
Personal, das heute an den Bahnhöfen und in den Zügen fehlt. Kritiker
der aktuellen Modernisierungsmaßnahmen weisen daher zu Recht darauf
hin, dass die nun aufgewendeten Millionen – die im übrigen zum
allergrößten Teil aus staatlichen Konjunkturprogrammen und somit aus
Steuergeldern stammen – wohl letztlich nur eine Art Kosmetik
darstellen.

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