Westdeutsche Zeitung: Das Ehec-Krisenmanagement muss besser werden = von Martin Vogler

Plötzlich sollen die Forscher bei der
Ehec-Bekämpfung vor dem Durchbruch stehen. Dann kommen auf den ersten
Blick nicht zusammenpassende Meldungen über steigende Opferzahlen und
über weniger Neuerkrankungen hinzu. Kein Wunder, dass fast alle
verwirrt sind und hilflos reagieren. Sehr lohnenswert ist ein Blick
auf die Verbraucher, bei denen es drei Gruppen gibt: Die Besorgten
sind der Schrecken all jener, die mit landwirtschaftlichen Produkten
ihr Geld verdienen wollen. Diese Gruppe verzichtet nicht nur auf
Gurken, Tomaten und Blattsalate, sondern im Extremfall komplett auf
Obst und Gemüse. Das ist zwar auch nicht gesund – aber angesichts der
unklaren Lage zu verstehen. – Ins Gegenteil verfällt die, sogar
relativ groß scheinende, Gruppe der Unbekümmerten, die trotzig ihre
Gewohnheiten beibehält. – Dann gibt es noch die Krisengewinner, die
jetzt endlich guten Gewissens Currywurst, Fritten und Hamburger in
sich hineinstopfen. Doch wahrscheinlich überspielen die Sorglosen
ihre Verunsicherung nur. Denn die offizielle Informationspolitik war
bislang nicht überzeugend. Das beginnt mit den verschiedenen
Ansprechpartnern: Hat das Robert-Koch-Institut die beste fachliche
Kompetenz? Sollen wir uns besser auf die Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung verlassen? Oder kommen Tipps vom
Krisenstab? Mal wagt sich Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner aus
der Deckung, um gleich wieder dahinter zu verschwinden.
Gesundheitsminister Daniel Bahr wirkt mit seinen pauschalen
Hinweisen, gründlich Hände zu waschen, kein rohes Gemüse zu essen und
an die Kompetenz der Mediziner zu glauben, auch nicht gerade
vertrauensbildend. Kein Wunder also, wenn sogar Spekulationen
entstehen, Ehec sei ein Biokeim-Anschlag. Kein Wunder auch, wenn vor
dem Ruin stehende Gemüseproduzenten sich über vermeintlich
vorschnelle Verdächtigungen beklagen und es mit Spanien aus dem
selben Grund zu emotionalen Spannungen kommt. Die Bürger werden
akzeptieren, dass die Suche nach einer wirksamen Bekämpfung noch
dauert. Was ihnen jedoch fehlt, sind klare und ehrliche Informationen
aus kompetenter Quelle. Die Bundesregierung kommt um die Einrichtung
einer zentralen Anlaufstelle nicht herum.

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