Immerhin hat IG-Metall-Chef Berthold Huber
gestern noch nicht mit Streiks gedroht. Wäre auch verfrüht. Ansonsten
hat seine Gewerkschaft, die 2,25 Millionen Mitglieder vertritt,
bereits kräftig auf den Putz gehauen. Die Signale für harte
Tarifverhandlungen sind angesichts dieser Forderungen klar. Da ist
die reine Lohnforderung von 6,5 Prozent bei einer denkbar knappen
Laufzeit von zwölf Monaten. Auch wenn der Abschluss deutlich
niedriger liegen wird, ist das ein hoher Wert. Die Gewerkschaft wird
in diesem Jahr lautstark nach dem berühmten Schluck aus der Pulle
rufen und darauf verweisen, dass sie bei den zurückliegenden
Verhandlungen viel zu zurückhaltend gewesen sei. Auch wenn die
Nettolöhne in Deutschland 2011 gestiegen sind: Angesichts passabel
laufender Konjunktur und etwas erhöhter Inflation werden die IG
Metall und andere Arbeitnehmerorganisationen hart für mehr Geld
kämpfen – um am Ende irgendwo bei rund drei Prozent zu landen. Die
Streikwahrscheinlichkeit ist sehr hoch. Doch noch mehr Sprengstoff
steckt in zwei Themen, über die Arbeitgeber gar nicht gerne sprechen:
Einsatz von Leiharbeitern und Übernahme von Auszubildenden. Bei der
Leiharbeit schwebt der IG Metall vor, die Mitbestimmung in den
Betrieben derart zu erhöhen, dass die jeweiligen Betriebsräte den
Einsatz von Leiharbeitern bremsen, beziehungsweise ganz verhindern
können. Dagegen werden sich die Unternehmen sicherlich vehement zur
Wehr setzen. Gleiches gilt für die Verpflichtung, Mitarbeiter nach
der Ausbildung in ein normales, unbefristetes Arbeitsverhältnis zu
übernehmen. So sehr man das für jeden Einzelfall persönlich wünschen
kann: Firmen würden fahrlässig handeln, wenn sie sich auf eine solch
riskante Absprache einließen. Täten sie es doch, würden sie
wahrscheinlich vorsichtshalber die Zahl der Azubis reduzieren. Und
damit wäre wiederum überhaupt niemandem gedient. Die IG Metall
hingegen muss speziell bei Leiharbeitern und den Nachwuchskräften
Muskeln zeigen. Denn vor allem diesen beiden Gruppen hat sie es zu
verdanken, dass – was bei Gewerkschaften ungewöhnlich ist – ihre
Mitgliederzahlen gestiegen sind. Entsprechend kompromisslos wird sie
vorgehen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Weitere Informationen unter:
http://