Dass Peer Steinbrück seine Einkünfte aus
Vorträgen seit 2009 doch nicht ganz offengelegt hat, ist ungeschickt.
Schließlich wollte der SPD-Kanzlerkandidat die durchschaubare Kritik
des Regierungslagers kontern. Denn CDU/CSU und FDP waren es ja, die
vollständiger Transparenz von Abgeordneteneinkünften eine Absage
erteilt hatten. Umso ärgerlicher ist es für Steinbrück, dass er zwei
Vorträge nach eigenen Angaben zunächst nicht angab. Der
Kandidateneffekt ist in den Umfragewerten schon verpufft. Da tut der
Lapsus in einer politisch derart aufgeladenen Frage gleich doppelt
weh.
Noch schlimmer ist für Steinbrück, dass aus der Diskussion um
Nebeneinkünfte eine Neiddebatte zu werden droht. Befeuert wird das
Gezänk nämlich ausgerechnet von der SPD. Den Linken unter den
Sozialdemokraten ist unwohl bei dem Gedanken, dass einer der ihren
innerhalb von vier Jahren mehr als eine Million Euro verdient haben
könnte. Der politische Mitbewerber wird sich darüber amüsieren, zumal
auch er in seinen Reihen einige Großverdiener hat. Schon deshalb war
es nichts als Heuchelei, Steinbrück mit dessen Vortragshonoraren
unter Druck setzen zu wollen. Dieses ebenso populistische wie
durchschaubare Gebaren hat Steinbrück trotz seiner nur leidlich
geglückten Offenheit unterlaufen. Umso froher werden sie bei Union
und FDP sein, dass sich aus der SPD Stimmen zu Wort melden, die
Wohlstand mit Reichtum und Reichtum anachronistisch mit Unwohlsein in
Verbindung bringen. So wird für Steinbrücks Gegner aus dem Fehlschlag
doch noch ein Erfolg
Für den Kanzlerkandidaten ist das misslich. Denn es zeigt ihm und
jedem Beobachter der Politik in Deutschland, wie fragil das
Verhältnis zwischen diesem Kanzlerkandidaten und der Sozialdemokratie
ist. Die SPD rangiert in neuesten Umfragen wieder um fast zehn
Prozentpunkte hinter der Union. Die Sympathiewerte der Amtsträgerin
Angela Merkel sind immer noch höher als die ihres Herausforderers.
Aus diesem Grund braucht Steinbrück mehr denn je eine Partei, die
ohne Wenn und Aber hinter ihrem Kandidaten steht. Die Wahl 2013 wird
weder im linken noch im rechten Flügel entschieden. Wer das
mittelständische Bürgertum überzeugen kann, gewinnt die Wahl. Mit
Neiddebatten gelingt das nicht.
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