Schönreden hilft nicht: Die Inflationsangst in
Deutschland ist viel größer, als es Politiker in ihren
Elfenbeintürmen wahrhaben wollen. Wie groß die Verunsicherung ist,
erfährt man vor allem in persönlichen Gesprächen. Wegen der Eurokrise
bangen Millionen nicht nur um ihre Notgroschen, sondern um ihre
Altersversorgung. Sie wussten längst, die gesetzliche Rente allein
wird für ein halbwegs komfortables Leben später nicht reichen, also
kümmerten sie sich um ihre private Vorsorge. Doch egal, ob ihr Geld
in Aktien, irgendwelchen Fonds oder in Lebensversicherungen steckt –
jede weitere Turbulenz an den Finanzmärkten schadet. Und betroffen
sind nicht nur Besserverdiener, sondern der ganz normale Mittelstand.
Leider schafft es die Politik nicht, die Menschen zu beruhigen.
Das Gegenteil geschieht, oft aus billiger Profilierungssucht heraus,
oder auch, um von eigenen Versäumnissen abzulenken. Dass US-Präsident
Obama verlautbart, wegen der Schuldenkrise in Europa sei die
Weltwirtschaft in Gefahr, ist leichtsinnig. Wenn der deutsche
Wirtschaftsminister Rösler über eine geordnete Staatspleite
Griechenlands fabuliert, kann man nur den Kopf schütteln und ratlos
fragen, wie denn bitte eine ungeordnete Staatspleite aussehen könnte.
Und wenn der bayrische Ministerpräsident ankündigt, man werde
Griechenland mit dem Rausschmiss aus der EU-Zone drohen, fragt man
sich: Seit wann wird denn so etwas im schönen München entschieden?
Was soll das sein, außer Populismus?
All die Gedankengänge über eine kleinere Eurozone, eine Insolvenz
Griechenlands und anderer Länder, vielleicht sogar über eine Rückkehr
zur Deutschen Mark, sind verständlich, wenn sie in den Hirnen der
verunsicherten Menschen ablaufen. Die Politik hingegen sollte in
dieser kritischen Situation nicht auch noch die Lage dramatisieren,
sie natürlich auch nicht schönreden – aber alles tun, um die Debatte
zu versachlichen.
Die Bürger hingegen müssen hoffen, dass Politik und Wirtschaft
doch bald die Kurve bekommen. In der Zwischenzeit heißt es:
Panikreaktionen vermeiden, also zum Beispiel keine
Lebensversicherungen kündigen, sich weiter gut informieren und sich
immer vor Augen halten, dass Finanzentwicklungen sehr langfristig zu
werten sind.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Weitere Informationen unter:
http://