Die Linke und Gewerkschaften in Griechenland
machen mobil. Sie machen so mobil, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel
heute in Athen von rund 7000 Polizeibeamten geschützt werden muss.
Schon dieser Umstand wirft die Frage auf, warum Merkel überhaupt und
ausgerechnet jetzt nach Griechenland fährt. Die Standpunkte sind doch
längst geklärt. Die Regierung in Athen muss sparen, sparen, sparen.
Das kann ein Staat aber nur auf Kosten der Bürger. Und die laufen nun
Sturm. Sie laufen Sturm gegen Deutschland, gegen die Bundeskanzlerin.
Dabei, so fürchtet die Regierung offensichtlich, kennt der Zorn der
Griechen keine Grenzen mehr.
Die explosive Stimmung lässt den Rückschluss zu, dass die Griechen
von ihren Politikern immer noch nicht richtig informiert worden sind.
Die haben verschwiegen, dass die katastrophale Schieflage des Landes
einzig und allein ein hausgemachtes Problem ist. Deutschland hat den
Griechen nicht aufgetragen, traumhafte Beamtenpensionen zu bezahlen.
Berlin bat nicht darum, dass Tote noch jahrelang Renten beziehen
konnten und der Staat bei der Erhebung von Steuern jahrzehntelang
beide Augen zugedrückt hat. All das stünde Deutschland auch gar nicht
zu. Griechenland ist schließlich ein souveräner Staat.
Das Einzige, was die Griechen den Deutschen vorwerfen könnten,
ist, dass sie kein Veto eingelegt haben, als Griechenland der
Eurozone beitrat. Aber dieser Vorwurf kommt erst gar nicht. Dafür
haben den Griechen die Finanzhilfen aus Brüssel viel zu gut gefallen.
Umso härter trifft es sie nun, dass Europa an weitere
Kreditbürgschaften knüppelharte Sparzusagen knüpft.
Daran sollte Angela Merkel auf ihrer schwierigen Dienstreise
nichts ändern. Griechenlands Weg ist vorgezeichnet. Das Land muss
innerhalb der Eurozone saniert werden. Darauf muss Merkel die
Regierung und den Staatspräsidenten einschwören. Gelingt die
Sanierung nicht, verspielt die Europäische Union so viel Vertrauen,
dass der Absturz anderer Schuldenstaaten bald folgen könnte. Mithin
dient die Reise Merkels nach Athen nicht in erster Linie den
Griechen, sondern dem Fortbestand der EU in ihrer heutigen Form – als
Staatenbund von Starken und weniger Starken zum Vorteil aller.
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