Westdeutsche Zeitung: Die Diskussionen um FDP-Chef Rösler reißen nicht ab = von Frank Uferkamp

Philipp Rösler droht ein äußerst unangenehmer
Herbst. In der Sportberichterstattung gibt es das Sprichwort: „Wenn
die Blätter fallen, müssen auch die ersten Trainer gehen.“ Nicht
ausgeschlossen, dass diese Weisheit auch auf den formell obersten
Liberalen zutrifft. Es dürfte in den kommenden Monaten eng werden für
den Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister. Sein Parteiamt ist in
höchster Gefahr. In den vergangenen Wochen mehrten sich die Berichte
über Landesverbände, die ihre Landtagswahlkämpfe ganz offen ohne
Rösler planen. Das haben schon Wolfgang Kubicki in Schleswig-Holstein
und vor allem Christian Lindner in NRW so gehandhabt. Sie haben das
nur nicht so offen thematisiert. Beide hatten allerdings großen
Erfolg. In Bayern hingegen und sogar in Röslers Heimat Niedersachsen
mehren sich die Stimmen in den eigenen Reihen, die vor Auftritten des
jungen Parteichefs warnen. Ein FDP-Chef als Kassengift? Dieses
Etikett hat einst Wolfgang Gerhardt und vor noch nicht allzu langer
Zeit Guido Westerwelle ihre Chefposten gekostet. Rösler ist in einer
ähnlichen Situation. Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Rösler hat die
Erfolge in Düsseldorf und Kiel aus welchen Gründen auch immer vor
allem sich selbst zugerechnet. Dabei hat er komplett ausgeblendet,
dass Lindner und Kubicki alles daran gesetzt hatten, sich von ihm zu
distanzieren und dabei die Grenzen der immer gebotenen Loyalität
ausloteten. Lindner setzte im Wahlkampf ganz bewusst den Begriff der
Solidität, um sich von der Vorstellung der Bundespartei abzusetzen.
Er bekam dafür im Mai ein sehr ordentliches Ergebnis. Rösler hingegen
machte unbeirrt weiter. In Talkshows stellte er munter den Verbleib
Griechenlands in der Euro-Zone massiv infrage und redete die Folgen
eines Austritts für Deutschland klein. Das ist nicht nur in Teilen
falsch, sondern für einen Vizekanzler fahrlässig. Lindner und Kubicki
beobachten das genau, beide melden sich wieder häufiger
bundespolitisch zu Wort. Nicht ausgeschlossen, dass schon bald etwas
passiert, wird gemunkelt. Beide haben aber (derzeit) keine Ambitionen
auf den Parteivorsitz. Der fiele wohl an Rainer Brüderle, als Mann
des Übergangs.

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