Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der
Bundeswehr ist zu allen Zeiten gestellt worden. Im sogenannten Kalten
Krieg, als ihr größter Wert darin bestand, niemals eingesetzt zu
werden, wurden gern die Kosten von Kindergärten gegen die von
Tornado-Flugzeugen aufgerechnet. Richtig an solchen
Milchmädchen-Rechnungen war, dass die Bundeswehr in diesen Jahren
viel Speck angesetzt hat. Diesem Speck rückt jetzt eine umfassende
Bundeswehr-Reform zu Leibe. Lange, viel zu lange hat es gedauert, bis
die politisch Handelnden begriffen hatten, dass aus der stehenden
Verteidigungs-Streitmacht eine hochmobile Armee im weltweiten Einsatz
geworden ist und entsprechend die Strukturen verändert werden müssen.
Die Ansagen klingen vernünftig: Mehr Soldaten für Nato- und
Uno-Missionen bei insgesamt weniger Personal. Dass ausgerechnet in
dieser Phase der Neustrukturierung die Europäische
Verteidigungsagentur EDA den deutschen Militärs Ineffizienz
bescheinigt, ist kein unfairer Angriff und kein Anlass zum
Beleidigtsein. Das Maizière-Ministerium kann im Gegenteil dankbar
sein für Hinweise, wo es überall noch Wildwuchs gibt, der bisher
nicht als solcher erkannt worden ist. Sei es beim Personal, wo ein
Heer von Zivilbediensteten zur Disposition steht, sei es bei
Liegenschaften, die wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden können,
sei es bei Beschaffungen, die auf dem zivilen Markt schneller und
billiger getätigt werden können. Man denke nur an die Geschichte des
Transport-Airbus, auf den die Streitkräfte seit einem
Vierteljahrhundert warten. Mit Zahlen lässt sich vieles und auch
nichts beweisen. Auf den ersten Blick verblüffen im EDA-Report
Vergleiche, nach denen hinter jedem deutschen Kämpfer im europäischen
Vergleich ein Mehrfaches an Steuergeld und ziviler wie militärischer
Personalunterstützung steht. Jede solche Statistik ist es wert,
bedacht zu werden. Aber Prozentpunkte, Millionen und Milliarden sind
nicht alles. Vergleichbare Nationen wie etwa die Briten haben eine
andere Tradition im Umgang mit ihren Berufssoldaten als wir
Bundesdeutsche, die seit einem halben Jahrhundert das Bild vom
Staatsbürger in Uniform verinnerlicht haben. Dieser Status unserer
Soldaten ist uns auch für Geld nicht verkäuflich.
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