Westdeutsche Zeitung: Eon halbiert Belegschaft in Düsseldorfer Zentrale = von Ingo Faust

Während sich überall seit längerem ein Wechsel
zum Ökostrom ankündigte, hat Deutschlands größter Energiekonzern die
sich abzeichnende Wende glatt verschlafen. Zu lange haben sich
Eon-Chef Johannes Teyssen (52) und seine Vorgänger auf den auch ohne
ihr Zutun ständig stärker sprudelnden Gewinnen ausgeruht, die
Aktionäre mit immer höheren Traumdividenden verwöhnt.

Dass dabei auch die Strom- und Gaskunden stärker als nötig zur
Kasse gebeten wurden, war dem Konzern egal. Der ehemalige
Staatskonzern Veba wurde an vielen Stellen weiter wie eine Behörde
geführt. Auch die Fusion mit der bayerischen Viag vor elf Jahren hat
weniger Stelleneinsparungen als damals befürchtet gekostet. Munter
wurde im Konzern doppelt- und dreifach an mehreren Standorten
verwaltet. Geld kam ja genügend herein, und auch die Mitarbeiter
freuten sich über ihre lebenslangen Jobs.

Diese Idylle rächt sich jetzt bitter. Denn seitdem Teyssen den
Sparhammer herausgeholt hat und sehr ungeschickt schwingt, steht der
Konzern Kopf. Sparen ist man bei Eon im Gegensatz zu anderen
deutschen Großunternehmen nicht gewöhnt. Gleiches gilt für den Umgang
mit von solchen Entscheidungen betroffenen Mitarbeitern. Seit mehr
als zwei Monaten, nachdem die ersten Gerüchte über den Abbau von 6500
Arbeitsplätzen in Deutschland durchgesickert waren, sind die
Mitarbeiter im Ungewissen. Es gibt bis heute keine konkreten Pläne.
Die wird es wohl erst geben, wenn 2012 die Standortsicherung
ausläuft.

Lediglich die Zentrale in Düsseldorf ist seit gestern, was die
Zahlen angeht, klüger. Nachdem am Stammsitz zunächst kaum Personal
abgebaut werden sollte, verliert jetzt über die Hälfte von ihnen den
Arbeitsplatz. 450 von insgesamt 850 sollen gehen – das sind ganz
schlechte Nachrichten so kurz vor Weihnachten.

Die künftigen Massenentlassungen kann Eon nicht auf den zeitlich
wieder vorgezogenen Atomausstieg schieben, zumal die Meiler noch
jahrelang personalintensiv abgewickelt werden müssen. Eon-Chef
Teyssen versucht das auch gar nicht erst. Er sieht große Chancen in
dem nun beschleunigten Umstieg auf erneuerbare Energien und die
Vorreiterrolle Deutschlands. Klappt es, kann Eon wieder zusätzliche
Kräfte einstellen.

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