Der Favorit hat sich durchgesetzt, aber nur
denkbar knapp: Karl-Josef Laumann hat zwar die Kampfkandidatur gegen
Armin Laschet um das Amt des CDU-Fraktionschefs gewonnen. Ein klarer
Vertrauensbeweis ist das nicht, zu knapp ist das Ergebnis. Von einem
Zeichen der Geschlossenheit zu reden, wie es Jürgen Rüttgers tat, ist
sehr vermessen. Und doch ist das Ergebnis höchst ehrlich und nicht
ehrenrührig. Zwei Monate nach der Niederlage bei der NRW-Landtagswahl
gibt es bei der NRW-CDU eben auch den Flügel, der Konsequenzen aus
dem Ergebnis ziehen will. Der ist stärker als Rüttgers und Laumann
vorher glaubten, und der hat sich hinter Laschet versammelt. Doch die
Botschaft von gestern ist so klar, dass Laumann daraus etwas machen
wird. Der bodenständige Münsterländer war über viele Jahre so etwas
wie der Erbe von Norbert Blüm, der die sozialpolitisch, fest in der
katholischen Soziallehre wurzelnden Richtung in der CDU vertrat und
folgerichtig auch seit Jahren Chef des Arbeitnehmerflügels CDA ist.
Das bedeutete eine gewisse Verengung seiner Positionen auf das
Soziale, auf das Menschelnde. Das war die ideale Ergänzung zu
Rüttgers, weil der Schlosser Laumann das authentisch vertrat, was der
Jurist Rüttgers vorgab. Doch nun muss sich Laumann neu orienteiren.
Augenscheinlich gibt es in der CDU eine breite Strömung, die die
Partei auch inhaltlich weiter gegenüber neuen Ideen zur Schul-,
Familien- und Integrationspolitik öffnen will. Sie vertritt Laschet,
der für eine liberalere CDU steht, für die schwarz-grüne Bündnisse in
den Großstädten schon längst selbstverständlich sind. Das muss
Laumann aufgreifen, will er eine dauerhafte Spaltung vermeiden. Eine
schwere Aufgabe. Aber eine, die ihm Wegbegleiter zutrauen. Es wird
sich hingegen weisen, ob Laumanns Verzicht auf den CDU-Landesvorsitz
wirklich das letzte Wort ist. Wer in der Opposition wahrgenommen
werden will, muss eigentlich beide Ämter in einer Hand vereinen. Noch
ist Laumann dazu nicht bereit. Doch das muss nicht das letzte Wort
sein. Die Beispiele Jürgen Rüttgers und zuletzt auch Hannelore Kraft
sind allzu deutlich: Wer die Regierung wirklich herausfordern will,
muss sowohl Fraktion als auch Partei hinter sich haben. Das weiß auch
Laumann.
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