Es ist zum Fürchten: Nach dem Abschuss einer 
US-Aufklärungsdrohne durch die iranische Luftabwehr könnte der Streit
zwischen Washington und Teheran außer Kontrolle geraten. Zunächst 
genehmigte US-Präsident Donald Trump Vergeltungsschläge, dann gab er 
das Kommando zum Rückzug. Was nach einem irren Hin und Her aussieht, 
entspricht durchaus der Widersprüchlichkeit der Trumpschen 
Heilsversprechen. Auf der einen Seite will der Präsident am liebsten 
alle US-Truppen aus dem Ausland zurückholen; die Rolle Amerikas als 
Weltpolizei lehnt er ab, sollen die ihre Probleme doch alleine lösen.
Auf der anderen Seite kann Trump nicht hinnehmen, dass Teheran ihn 
öffentlich vorführt. Er hat einen Ruf als starker Mann zu verlieren.
   Für den Moment hat sich Trump gegen die Eskalation entschieden. 
Aber viel spricht leider dafür, dass das nicht so bleibt. Die beiden 
wichtigsten Berater des Präsidenten, Außenminister Mike Pompeo und 
Sicherheitsexperte John Bolton, stehen für eine ganz harte Linie. 
Beide wollen den Iran nicht nur schwächen, sie streben einen 
Regimewechsel in Teheran an – und schrecken dabei keineswegs vor 
militärischen Mitteln zurück. Weil die Mullahs nicht weichen werden, 
wird der Krieg am Persischen Golf immer wahrscheinlicher. Trumps 
bisherige Politik folgt einem eindimensionalen Muster: Druck und 
Drohung. Er sucht nicht den Ausgleich, nicht den fairen Kompromiss, 
sondern den aus seiner Sicht besten Deal. Und im Falle Teherans ist 
das die militärische Konfrontation.
   Gegen das Bitten und Flehen fast aller Länder dieser Welt hat 
Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt. Ein fataler Fehler.
Ohne Zweifel finanziert Teheran Terrortruppen. Hamas, Hisbollah, 
Huthis – überall im Nahen und Mittleren Osten agieren militante 
islamistische Gruppen im Sinne der Mullahs. Den Iran streng zu 
kontrollieren, ist deshalb gut und richtig. Genau das war der Sinn 
des Atomabkommens. Doch die Zeit der Kooperation ist vorbei. Trumps 
Politik stärkt jene radikalen Kräfte in Teheran, die die Gewalt nicht
scheuen. Ob im Irak, in Syrien oder im Libanon: Überall verfügt der 
Iran über Verbündete, die jederzeit Stützpunkte der Amerikaner 
angreifen können. Eine solche Auseinandersetzung am Persischen Golf 
würde den gesamten Ölhandel in der Region lahmlegen und hätte 
unkontrollierbare Folgen für die Weltwirtschaft. Was noch schwerer 
wiegt: Der militärische Konflikt selbst wäre nicht beherrschbar, weil
auf beiden Seiten Politiker das Sagen haben, die von Hass und 
Geltungssucht getrieben werden. Es ist wirklich zum Fürchten.
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