Jahresberichte haben oft einen ähnlichen Effekt: Neue Zahlen 
werden auf den Markt gespült, es gibt einige erwartbare Reaktionen, dann wird 
das Thema entsorgt – bis zum nächsten Jahr. Wie viele Mahnungen, Appelle und 
Forderungen hat das Thema Verpackungsmüll eigentlich schon erlebt? Mit dem 
eindrucksvollen Ergebnis, dass der Pro-Kopf-Verbrauch ein neues Rekordniveau 
erreicht hat.
Nur auf die Unternehmen zu schimpfen, die uns den Verpackungswahn zumuten, 
greift jedenfalls zu kurz. Es sind auch wir Konsumenten, die sich diese Zumutung
weiter gefallen lassen. Oder die geschickte Wege finden, sich selbst zu 
entlasten: ein bisschen Unverpackt-Konsequenz auf der einen Seite, dafür 
gehobene Verpackungsansprüche auf der anderen. Die Erwartungen an die 
Wiederverschließbarkeit oder Dosierfähigkeit von Verpackungen steigt – und damit
auch der Materialverbrauch.
Deutschland als einer der Verpackungs- und Recyclingweltmeister zugleich – ja, 
das stimmt schon. Aber daraus wird kein Nullsummenspiel. Wenn all die 
Nachhaltigkeits-Leitsätze in den Unternehmen und die privaten 
Müllvermeidungsstrategien so wenig fruchten, stimmt etwas Grundsätzliches nicht.
Die Verpackungsdiskussion erinnert fatal an die Debatte um die 
Verkehrsemissionen: Auch dort werden die Autos immer klima- und 
umweltverträglicher, aber die schiere Zunahme der Pkw-Nutzung frisst diese 
Erfolge wieder auf. Ähnlich verhält es sich bei den Verpackungen: Ihre Menge ist
auch ein Indikator für Wirtschaftswachstum - aber eines, das seinen Preis 
hat. Kleine Erinnerung: Der weltweite Erdüberlastungstag, also der Tag, ab dem 
rechnerisch mehr natürliche Ressourcen verbraucht werden, als im selben Jahr 
nachwachsen können, lag 2019 auf dem 29. Juli – so früh wie noch nie. Nach 
deutschen Maßstäben war er schon am 3. Mai erreicht.
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