Derzeit bestätigt sich mal wieder die
Binsenweisheit, dass Umfrageergebnisse keine Wahlergebnisse sind.
Nach langer Zeit sehen die einen Demoskopen Schwarz-Gelb wieder
vorne, die anderen bescheinigen prompt Rot-Grün einen Aufwind. Und
weil das so ist, gilt eine weitere Binsenweisheit: Nichts ist
entschieden, bis nicht am 22. September um 18 Uhr die Wahllokale
geschlossen sind.
Denn selbst angeblich eindeutige Trends können sich noch in
letzter Minute drehen. Erinnert sei an die Bundestagswahl 2005, als
für viele Institute ein schwarz-gelber Wahlsieg nur noch eine
Formsache war. Am Ende schnitt die Union mit Angela Merkel an der
Spitze viel schwächer ab als angenommen. Und die SPD holte mit
Gerhard Schröder kräftig auf. Der Unterschied zwischen Umfragen und
tatsächlichem Ergebnis betrug damals zum Teil mehr als fünf Prozent.
Kein Ruhmesblatt für die Meinungsforscher.
Wer kann also vor diesem Hintergrund mit absoluter Gewissheit
ausschließen, dass es SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nicht doch
noch irgendwie gelingt, den Schröder zu machen? Niemand kann das.
Auch wenn die Demoskopen im Moment dem Wähler eintrichtern,
Steinbrück stehe auf verlorenem Posten und Merkel sei nicht zu
stoppen – in Wahrheit ist nichts unmöglich.
Das liegt auch an der Rasanz, mit der immer neue politische Themen
oder vermeintliche Skandale und Skandälchen an die Oberfläche gespült
werden und Stimmungen sich mittlerweile ändern. Und da angeblich
mindestens ein Drittel der Wähler oft bis zum Wahltag unentschlossen
ist, haben die berühmten Sonntagsfragen sowieso nur eine begrenzte
Aussagekraft.
Jeder Politstratege weiß deshalb, Wahlen werden in der letzten
Woche, maximal in den beiden letzten Wochen vor dem Urnengang
entschieden. Weil die Bindungen der Bürger an Parteien verloren
gegangen sind. Darauf richten die Parteizentralen ihr Augenmerk im
Wahlkampf. Die Umfragemanie und das demoskopische Feuerwerk werden in
den kommenden Wochen noch zunehmen. Wahlkämpfern und Wählern kann man
da nur etwas ganz Simples raten: Sie sollten sich nicht verrückt
machen lassen.
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