Westdeutsche Zeitung: Was ist Apple ohne Steve Jobs? = Von Annette Ludwig

Diesen Satz von Steve Jobs haben Mitarbeiter,
Aktionäre und Apple-Fans in aller Welt seit langem gefürchtet – jetzt
sprach ihn der Apple-Gründer aus: „Ich trete als Chef von Apple
zurück.“ Und mit diesem einen Satz vernichtete der Mann, der Apple
zum wertvollsten Konzern der Welt gemacht hat, gestern
zwischenzeitlich knapp 20 Milliarden Dollar Kapital an der Börse.
Apple ohne Steve Jobs? Für viele undenkbar. Steve Jobs, das ist nicht
einfach ein Firmengründer, ein Konzernchef, ein Lenker. Er ist ein
Genie und Charismatiker, der die IT-Welt revolutioniert hat. Besessen
von seiner Arbeit, von seinen Ideen und seinen Visionen. Diese hat er
immer durchgesetzt – bis ins kleinste Detail, kompromisslos und
bisweilen auch diktatorisch. Und er hat sich selbst gut inszeniert:
Es war Kult, wenn Jobs – stets schlicht mit schwarzem Pullover, Jeans
und Turnschuhen bekleidet – auf die Bühne trat. Dann hing die IT-Welt
an seinen Lippen. Ihm ist es gelungen, ein Lebensgefühl zu
vermitteln. Eines, für das viele Menschen gerne sehr viel Geld
ausgeben. Die Margen, die Apple mit seinen Produkten erzielt, lassen
alle Konkurrenten blass vor Neid werden. Apple, das ist Steve Jobs.
Was also ist Apple ohne ihn? Rein wirtschaftlich ist das Unternehmen
glänzend aufgestellt. Apple sitzt auf einem Geldberg von 70
Milliarden Dollar. Die Pipeline für die nächsten Jahre ist prall
gefüllt. Das iPhone 5 kommt im Herbst, das iPad 3 ist ebenfalls in
Sicht – weitere Innovationen für die nächsten fünf Jahre sollen
bereits festgelegt sein. Zudem hat sich Apple auf diese Situation
vorbereiten können, schließlich ist der Firmenchef schon seit
längerem schwer krank. Mittelfristig könnte also alles so weiter
laufen wie bisher. Doch Apple ist eben kein normales Unternehmen und
nicht einfach betriebswirtschaftlich und in Zahlen zu fassen. Gerade
die Emotionen, mit denen Steve Jobs so virtuos gespielt hat, werden
fehlen. Auf längere Sicht muss sich zeigen, wie weit Jobs– Team sein
Denken, seine Leidenschaft und seine Visionen verinnerlicht hat. Dass
sich der „iGod“, wie ihn viele nennen, hin und wieder doch noch
einmischen wird, darauf hoffen seine Fans. Und das wird er tun, wenn
es seine Gesundheit zulässt.

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