Bei der Tabakkontrolle und damit dem
Nichtraucherschutz liegt Deutschland im europäischen Vergleich an
vorletzter Stelle von 34 Ländern. Lediglich Österreich schneidet noch
schlechter ab. Das berichtet das in Bielefeld erscheinenden
WESTFALEN-BLATT in seiner Freitagausgabe.
Die Vereinigung der Europäischen Krebsgesellschaften hat dieses
Ergebnis am Donnerstag auf der 6. europäischen Konferenz »Tabak oder
Gesundheit« im türkischen Istanbul mit mehr als 500 Teilnehmern aus
40 Ländern vorgestellt. 2010 hatte Deutschland noch Rang 26 unter 31
Staaten belegt. Zum dritten Mal in Folge liegt Großbritannien beim
Ranking 2013 an der Spitze, wenn–s um die Tabakkontrolle geht,
gefolgt von Irland, Island, Norwegen, der Türkei, Frankreich,
Spanien, Malta, Finnland und der Ukraine.
Bei der Beurteilung auf einer Tabak-Kontroll-Skala (TCS) werden
die fünf Kriterien Tabakpreis, gesetzliche Rauchverbote an
Arbeitsstätten und öffentlichen Einrichtungen, öffentliche Mittel für
Informationskampagnen, Werbeverbote, Gesundheitswarnungen und Hilfe
zur Raucherentwöhnung bewertet.
»In Deutschland wird viel zu wenig für den Nichtraucherschutz
getan. Andere Länder sind uns da um Längen voraus. setzen ganz andere
Standards. Wir hinken oft nur hinterher, vollziehen von der EU
angeordnete Maßnahmen«, sagte Dr. Martina Pötschke-Langer, die als
Vertreterin des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (DKFZ)
in Istanbul ist, am Donnerstag im Gespräch mit dieser Zeitung.
Als Beispiel nennt sie die noch immer nicht verbotene öffentliche
Tabakwerbung in Deutschland, das relativ aggressive Anpreisen von
Rauchwaren an den Kassen von Supermärkten und auch die Verfügbarkeit
rund um die Uhr. »Ob an Tankstellen oder aus den etwa 350 000
Automaten – Zigaretten sind bei uns im Gegensatz zu anderen Ländern
jederzeit zu bekommen.« Zudem seien die Glimmstängel im Vergleich
noch deutlich zu günstig. Und auch beim Rauchverbot in öffentlichen
Gebäuden sowie in Gaststätten sieht Pötschke-Langer erheblichen
Verbesserungsbedarf. »Hier darf es keine Ausnahmen geben«, kritisiert
sie die Unterschiede in den einzelnen Bundesländern, spricht aber
NRW, Bayern und dem Saarland ein großes Lob für die konsequente
Umsetzung des Nichtraucherschutzes aus.
In Deutschland rauchen derzeit 31 Prozent der Männer und 27
Prozent der Frauen. Als erfreulich hingegen bezeichnet
Pötschke-Langer die Entwicklung bei den Jugendlichen in den
vergangenen zehn Jahren. Hier sei der Anteil der Raucher von 28 auf
zwölf Prozent zurückgegangen.
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