Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Bertelsmann

Man schlachtet kein Huhn, das goldene Eier legt.
Und bis jemand sein Tafelsilber verkauft, muss viel passieren. RTL
hat auch 2012 mehr als die Hälfte zum Bertelsmann-Konzerngewinn
beigesteuert. Es muss also gute Gründe geben, wenn Vorstandschef
Thomas Rabe einen Teil des Besitzes zu Geld machen möchte.
Schließlich haben die Gütersloher noch vor wenigen Jahren für die
Mehrheit an RTL 25 Prozent des Gesamtkonzerns an einen Brüsseler
Investor verkauft. Ein Kaufangebot für Kleinaktionäre liegt nicht
lange zurück. Die Erwartung des »Squeeze out« machte die Aktie teuer.
Der Kursrückgang nach dem Strategiewechsel wurde von Bertelsmann so
gesehen vermutlich erwartet und wird den Verkauf nicht verhindern.
Ein Konzern lebt nicht von der Vergangenheit, sondern muss in die
Zukunft investieren. Dabei setzt Rabe sich und Bertelsmann unter
Druck. Die neuen Geschäfte müssen irgendwann eine ähnliche Rendite
abwerfen wie RTL. Doch eine bessere Möglichkeit, an Geld zu können,
gibt es nicht. Und 75 Prozent des wertvollen »Huhns« bleiben
Bertelsmann ja erhalten.

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