Dass sich der türkische Präsident Recep Tayyip
Erdogan nicht mit einer einstweiligen Verfügung gegen den
ZDF-Moderator Jan Böhmermann abspeisen lassen würde, war
vorherzusehen. Der despotische Staatschef, der seinen Landsleuten
Presse- und Meinungsfreiheit verwehrt, versucht mit allen Mitteln,
auch über die Grenzen seines Landes hinaus, Einfluss darauf zu
nehmen, was und wie über ihn berichtet wird. Nun will er Böhmermanns
Gedicht »Schmähkritik« komplett verbieten lassen. Seit Mai durfte
der Satiriker lediglich einen Teil seines Gedichts, das er am 31.
März in seiner Sendung »Neo Magazin Royale« vorgetragen hatte, nicht
wiederholen. Das ging Erdogan nicht weit genug. Nun argumentiert sein
Anwalt Michael-Hubertus von Sprenger, dass Böhmermann selbst sage, es
handele sich um ein Plagiat. Er hatte in einem Interview zugegeben,
das Gedicht nicht selbst verfasst zu haben. Ein interessanter
Schachzug. Das Gericht muss sich nun wohl mit der Frage
auseinandersetzen, ob Böhmermanns Werk überhaupt als Kunst zu
bewerten ist. Angesichts seines sprachlich niedrigen Niveaus waren
daran ohnehin bereits Zweifel aufgekommen.
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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