Drei Menschen kennen die Wahrheit: die
»Stern«-Reporterin, Rainer Brüderle und seine Mitarbeiterin. Bisher
ist der Vorwurf sexueller Belästigung nur von einer Seite geschildert
worden. Gestern hätte der FDP-Fraktionschef, der sonst keine Kamera
und kein Mikrofon unbeachtet lässt, seine Chance zur Aufklärung
nutzen können. Hat er aber nicht. Da kann man nur sagen: selbst
schuld. Auch wenn der Politiker kaum Erinnerungen an den besagten
Abend an der Hotelbar haben sollte, hätte ihm seine Mitarbeiterin auf
die Sprünge helfen können, was genau vorgefallen war. Und wenn er in
alkoholisertem Zustand zu weit gegangen ist, hätte er sich noch immer
entschuldigen können: bei der Reporterin, bei seiner Frau und bei
seinen Parteianhängern. Denn dass er für die FDP zu einer Belastung
geworden ist, dürfte klar sein. So polterte er beim Neujahrsempfang
gegen die Grünen als selbsternannte Tugendwächter, die der
Gesellschaft alles vorschreiben. Immer wenn Brüderle die Worte
Tugend, Ehre oder Moral ausspricht, hat er die Lacher auf seiner
Seite. Nicht ganz freiwillig.
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