Zwei Parteitage in zwei Wochen liefern eine
klare Erkenntnis. Demokraten und Republikaner haben einen
Rollentausch vorgenommen. Darauf spielt Hillary Clinton in ihrer
Kandidatenrede direkt an, wenn sie den Optimismus eines Ronald Reagan
mit den apokalyptischen Visionen des Donald Trump vergleicht. Wohl
wahr, dass sich die Partei, die über lange Zeit beanspruchte, für den
»neuen Morgen in Amerika« zu stehen, zu einem gespenstischen Verein
verwandelte, der in düsteren Mitternachtsängsten schwelgt. Kritik an
den Verhältnissen galt bisher als die Domäne der Demokraten, die das
Schwenken des Sternenbanners und die Beschwörung der »großartigsten
Nation der Welt« den Konservativen überlassen hatten. Eigentlich
sollte Hillary Clinton für den November gut aufgestellt sein. Doch
wie so vieles andere muss ein nach Wunsch verlaufener Parteitag in
diesem Wahljahr keine Gewähr für politischen Erfolg sein. Skepsis
bleibt angesagt, weil Clinton das enorme Vertrauensdefizit nicht über
Nacht hinter sich lassen kann. Dennoch: Die Wutbürger Trumps und
Bernie Sanders Revolutionäre bleiben ein unberechenbarer Faktor.
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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