Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Aussagen von Frank-Walter Steinmeier

Steinmeier als Kraftmeier – das ist ungewohnt.
Vom SPD-Fraktionschef erwartet man eher leise Töne. Doch die
Analytiker im Willy-Brandt-Haus scheinen die Zeit als reif zu
betrachten, dass die Sozialdemokratie auf Angriff umschaltet. Das
Superwahljahr rückt näher, und es fanden zuletzt mehr als genug
gesellschaftliche Debatten und Talkshows ohne SPD-Vertreter statt.
Doch was haben die Genossen außer Rhetorik zu bieten? 27 statt 26
Prozent in einer Umfrage und in Olaf Scholz einen
Bürgermeisterkandidaten in Hamburg ohne echten Gegner. Reicht das für
das Überholen der Union auf Bundesebene? Schwerlich. Bei allen
Fehlern von Schwarz-Gelb muss die SPD froh sein, wenn sie im Hinblick
auf gemeinsame Regierungen vom Hoch der Grünen profitiert, die dabei
sind, sich in der Parteienrangfolge knapp hinter ihnen zu etablieren.
Noch hat die SPD ihre Position zwischen der alles versprechenden
Linkspartei und den angesagten Grünen nicht gefunden. Steinmeiers
Kampfansage kann darüber nicht hinwegtäuschen; sie ist ein
Lebenszeichen – nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

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